SV Wilhelmshaven - SV Wiefelstede
Bezirksliga Weser-Ems 2
19.05.17
Ergebnis: 1 - 0
Jadestadion (7.500)
Zuschauer: 161
Eintritt: 4€
Was haben River Plate und Atlético Excursionistas gemeinsam? Beide Klubs aus Argentinien wollten vom SV Wilhelshaven nachträglich noch Kohle, um genau zu sein 157.500 €, ein stolzes Sümmchen für einen Regionalligaclub. Unser aller Freund, die FIFA möchte nämlich, dass gute Jugendarbeit entsprechend entlohnt wird und da der SVW 2007 Sergio Sagarzazus unter Vetrag nahm, kamen eben diese Forderungen zu Stande. Start eines Kampfes zwischen David und Goliath, der erst am 20.09.2016 vom SVW vor dem Bundesgrichtshof gewonnen wurde. Denn die Norddeutschen mussten nach Nichtzahlung der Ausbildungsprämie in die Oberliga Niedersachsen zwangsabsteigen, welche aber die Lizenz aus wirtschaftlichen Gründen nicht erhielten und 2014/2015 in der sechstklassigen Landesliga Weser-Ems starten mussten. Trotz des gewonnenen Prozesses über den Zwangsabstieg ging es sportlich weiter bergab, aktuell spielt der SVW in der Bezirksliga. Denn der DFB weigert sich dem Verein die Rückkehr in die Regionalliga und eine Entschädigungzahlung zu gewähren, alles hier dreht sich um den Rechsstreit und das Sportliche ist längst in den Hintergrund gerutscht. Trotz satten 320 km für ein Siebtligaspiel und sprichwörtlichem "Schietwetter" machte ich mal wieder auf Richtung Norden, die vernachlässigte Himmelsrichtung beim Hoppen, zumindest in meinem Fall. Im Westen Holland, im Süden das Ruhrgebiet mit schier unendlicher Auswahl an Spielen und im Osten gefühlt die halbe Liga des VfL. Parkplätze gibt es vor Ort neben Schwimmbad und Handballhalle mehr als genug. Die Kasse schön in einem Container eingerichtet passt hier zum Flair an der Küste, wie auch der SVW-Port, das Vereinsheim. Der Port ist auch gleichzeitig Heimat der VIP-Lounge, welche 255 Zuschauern Platz bietet. Da man sich hier heute über 161 Zuschauer gefreut hat, können aktuell alle Zuschauer mit ihrem 4€-Ticket auf einem der roten Kinosessel Platz nehmen und das Spiel hinter Glas und im Trockenen verfolgen. Auch das Catering brach quasi zusammen bei diesem gewaltigen Ansturm an Fußballfans, zum Ende der Halbzeitpause wurden die letzten Pommes irgendwie zusammengekratzt, die Wurst war zum zweiten Mal totgegrillt, das war nix... Ein Traditionsclub mehr, der langsam zerfällt und wohl wie kein Zweiter für die Probleme des modernen Fußballs steht. Eine Handvoll Fans mit Schals, vereinzelte Rentner, ein Dutzend Groundhopper und die Kids aus den Jugendmannschaften, that´s it. Zur Torhymne erhallt ein Schiffshorn, was aber eher so klingt, wie ein Didgeridoospieler auf Crystal. Der Gästeblock mit seinem für Deutschland sehr speziellen Zugang versprüht schon leichten Polen-Charme und auch sonst ist das Jadestadion eine absolute Non-League-Perle. In die Regionalliga Nord gehört der Verein und das Stadion auf jeden Fall, die Fans kommen dann vielleicht auch wieder zahlreicher vorbei und der Supermarkt freut sich über ein paar mehr verkaufte Tüten Pommes.
Munter bleiben, SV Wilhelmshaven!