NK Široki Brijeg - Aberdeen FC 0:2

Europa League Qualifikation Runde 2

20.07.17

Stadion Pecara (10.000)

Zuschauer: 4.800 (170 Gäste)

 Eintritt: 5€



Viel besser kannst du doch kaum in den Tag starten... Unser nächster albanischer Kumpel im Hotel, der wieder gut deutsch sprach, da er in der Steyermark gearbeitet hatte, kredenzte uns ein top Frühstück mit Kaffee, frischem O-Saft, Pfirsichen und Croissants mit Aprikosenmarmelade gefüllt. Dazu stellte er uns einfach mal das ZDF Morgenmagazin ein. Weltklasse Typ und wieder ein Beweis mehr für die tolle Gastfreundschaft der Albaner.
Aus Tirana raus ging es nun wieder zurück gen Norden, vorbei an Straßenverkäufern, die zum Teil einfach 2 Zwergkaninchen in der Hand hielten
Da wir aber, wie ihr schon wisst gut gefrühstückt hatten, verzichteten wir auf den kleinen Happen. Wir hatten eine Mörder-Fahrt vor uns, aus Tirana bis hoch nach Mostar inkl. 2 Grenzübergängen und Zwischenstopp in Podgorica. Die Hauptstadt Montenegros erreichten wir um die Mittagszeit um uns Bustickets für den Folgetag zu kaufen. Blöderweise war mittags nichts zu finden und der erste Bus wäre um 19 Uhr über Nacht gefahren. Da wir aber wenig Bock auf eine erneute Nacht in Bus/Zug hatten, wurde fix zum Hilton gedüst und in der Lobby auf dem Smartphone ein Flug von Podgorica nach Belgrad gebucht. 50 Minuten statt 12 Stunden, heute siegte mal Komfort über Abenteuer. Da Široki Brijeg am Vortag auf der Facebookseite ein Verkaufsfenster der Restkarten bis 17 Uhr postete, hatten wir es relativ eilig weiter gen Norden zu donnern. Durch die Berge Montenegros vorbei an Niksic ging es zur bosnischen Grenze. Die Grenzer Montenegros bleiben auf der Tour die schnellsten in puncto Übertritt, ihre bosnischen Kollegen hatten aber wohl entweder Mittagspause oder keinen Bock. Unsere Nerven und der Puffer wurden bis aufs Äußerste strapaziert. Der erste Ort und die ersten Flaggen dann alle serbisch. Nanu?!
Wir hatten aber nicht die falsche Grenze gewählt, sondern waren in der Republik Srpska gelandet. In der Republik leben über eine Million bosnische Serben mit eigenem politischen System. Geografisch bedeckt Srpska 49% des Landes, unter anderem kam es hier 1995 zum Massaker von Srebrenica, bei dem über 8.000 Bosniaken ermordet wurden.
Landschaftlich ist aber auch Bosnien ein absoluter Traum und Philipp ballerte die bosnischen Landstraßen in feinster Colin McRae Manier runter und schaffte es unseren Puffer wieder zu vergrößern. An dieser Stelle mal ein fettes Lob für ihn, die Straßenverhältnisse, der Stress und das Wetter hält definitiv nicht jeder aus. So kamen wir um 10 vor 5 am Stadion an und Marcel und ich sprangen direkt mal raus um die Tickets zu sichern. Nach 3 vergeblichen Versuchen in unterschiedlichen Cafés fanden wir doch noch den etwas versteckten Ticketshop und bekamen für 20€ vier Karten. In Bosnien-Herzegowina gilt eigentlich die Konvertible Mark (KM) als Landeswährung, ich habe aber keine einzige abgehoben, denn es lässt sich bequem überall mit Euro bezahlen.
Obwohl schon zahlreiche Schotten die Pubs um das Stadion bevölkerten, wollten wir erstmal das Hotel in Mostar beziehen und uns die Stadt ansehen. Die Villa Nadin gab's für 22,50€ p.P. mit Frühstück, wieder ein top Zimmer. 500m waren es bis zur Stari Most, dem Wahrzeichen Mostars und gemeinsam mit der gesamten Altstadt Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Die Brücke fasziniert durch ihre steile Bauart besonders unten vom Fluss, oben ist sie allerdings viel zu überlaufen und Brückenspringer (nicht Gänger ) suchen nach ein paar Münzen um sich vor Schaulustigen in die Tiefe zu stürzen. Ansonsten ist Mostar für mich eine Enttäuschung, viel Platte, nichts anderes als jede Großstadt, für einen Aufenthalt von 2-3 Stunden ok, für einen Tagestrip aber viel zu wenig...
Der Hunger zog uns ins nächste landestypische Restaurant und trotz Hinweis des Kellners: "Plate is for 2 Persons!" wagte ich mich an die große Fleischmenge und scheiterte natürlich völlig. Das leckere Fleisch schaffte ich zwar, aber die Massen an Pommes und Brot zwangen mich in die Knie. Noch knapp über eine Stunde bis Anpfiff, also schnell in unsere moldawische Plastikkarre und zurück nach Široki Brijeg. Hier war es schon ordentlich voll, einen Parkplatz ergatterten wir 600m vom Stadion aber noch. Kurz vor Anpfiff trafen wir uns noch mit Philipp und Christian aus NRW. Den beiden Gladbachern hatte Ilka vorab auch Karten besorgt. Für uns ging es auf die Hintertorseite neben die Gäste aus Aberdeen. Knapp unter 200 Schotten hatten den Weg angetreten, meist aus Newcastle nach Split und von dort aus mit Mietwagen rüber nach Bosnien.
Split oder Kroatien ist ein gutes Stichwort, denn unter den 30.000 Einwohnern sind fast ausschließlich alle Kroaten (99%), was auch im Stadion an zahlreichen Fahnen und Trikots zu erkennen war. Von Široki hatte ich vorher noch nix gehört, der Fanblock mit 350 Leuten gut gefüllt. Škripari, die Ultras machten von Beginn an gut Alarm und übertönten die 170 Gäste locker. Diese fielen für die Insel üblich nur durch Gepöbel und witzige Aktionen auf. Ein paar Gesänge brachten sie zu Stande, aber sonst bloß "Sheep shagging bastards" und zahlreiche Wanker-Gesten Richtung Familienblock, obwohl sich die Kroaten völlig ruhig verhielten. Der Stachel muss wohl noch tief gesessen haben, denn am Vorabend wurde Aberdeen in Mostar gut aufgemischt. Eine Abordnung von Velez setzte den Gästen mit Baseballschlägern und Metallplatten heftig zu. Die Škripari verließen zur Halbzeit gesammelt den Block, warum wissen wir nicht. Daher stockte auch der Support zu Beginn der zweiten Hälfte auf Heimseite etwas. Die Reds mit einem Doppelschlag und das 0:2 war quasi der Gnadenstoß, denn nun hätte Široki 3 Tore machen müssen. Dennoch feierten die Fans ihre Mannschaft für einen guten Fight und Aberdeens Party-Reise durch Europa geht weiter, nächster Halt: Limassol. Wir fuhren zum Hotel und teilten uns auf, Philipp und ich zogen es vor noch ein Bier im Hotel zu trinken und die Unterkunft für den nächsten Tag in Podgorica zu buchen. Da dies wieder bei Mirjam klappte, konnte ich bedenkenlos ins Reich der Träume fallen.