Lokomotiv Sofia 1929 - Neftohimik 2:0 (1:0)

B Parva Futbolna Grupa (2. Liga Bulgarien)

09.09.17

Stadion Lokomotiv (22.000)

Zuschauer: 1.000 (keine Gäste)

   Eintritt: 88 Stotinki (ca. 45 Cent)




Aus dem Nachtlager der anderen Jungs kamen am morgen nur Beschwerden. Scheiße geschlafen, du hast geschnarcht, ich dachte ich fall aus dem Bett usw.
Schön wenn man im Airbnb Platz satt hat und neben dem Sonnenaufgang aus dem Fenster auch direkt auf ein fettes Hooligans Levski Sofia Graffiti blickte. Zum perfekten Tagesstart fehlte nur noch Frühstück und das gab's direkt gegenüber in der Bäckerei Furna. Top Kaffee und dazu gab es Banitza (gefüllte Blätterteigstangen) und Mekiza (ein ungefüllter Krapfen, den man mit der Marmelade seiner Wahl essen konnte). Bestens gestärkt ging es zum Treffpunkt mit der restlichen Truppe am Justizpalast, wo die Free City Tour startet. Nach etwas über 2 Stunden durch Sofia mit vielen interessanten Informationen über die Geschichte der Stadt und Bulgariens waren wir begeistert. Ein kleines Trinkgeld ist da selbstverständlich, wenn ihr wenig Zeit habt und viel sehen wollt, macht diese Tour.
Nun dann aber auch mal endlich in den Happy Grill, wo wir etwas Zeit und diverse Kamenitza totschlugen bevor es mit dem Taxi in den Stadtteil Nadezhda ging. 6 Kilometer vom Zentrum entfernt und im richtigen Sofioter Ghetto trägt Lokomotiv seine Heimspiele aus. Was bei Loko abgeht war uns vorher einigermaßen klar, aber in der Realität macht das nochmal nen ganz anderen Eindruck, dazu gleich mehr.
Wir teilten uns wieder auf 2 Taxen auf, wobei Philipp und ich wieder mehr Glück hatten. Der Taxifahrer war eigentlich auf der Heimfahrt und hatte Frau und Tochter dabei. Philipp durfte sich schön auf die Rückbank quetschen, während der Fahrer seine einzigen Brocken deutsch wiedergab: "Guten Morgen!", "Scheisse!", "Brot!". Diese erlesene Auswahl der deutschen Sprache fanden wir äußerst amüsant. Der Spaß verging uns dann aber am Stadion. Zunächst alles cool, vorbei an ein paar Ultras, Karte für den Preis von 88 Stotinki (schon irgendwie passend oder? War hier aber wegen dem 88. Jahrestag des Clubs) erworben und zum Eingang.
Was soll man sagen? Moin! Zahlreiche SS Symbole, Hakenkreuze und weitere NS-Symbolik, da fühlt man sich doch gleich wohl...
Damit aber nicht genug, denn der komplette Eingangsbereich war zugepflastert mit "Groundhopper not welcome!"-Aufklebern und direkt am Eingang der Haupttribüne hing noch eine große Zaunfahne mit selbigem Spruch und einem Fotografen im Fadenkreuz. Spätestens jetzt war klar: Fresse halten, Kamera stecken lassen, unauffällig verhalten.
Da wir uns noch auf 2 Gruppen verteilt hatten, kam immerhin kein 5-köpfiger Mob um die Ecke, so dass wir nicht direkt kassierten.
Wir beiden setzten uns zunächst hinter die Szene, denn es gab hier noch ein kleines Problem. Die Tribüne war die einzige offene, der Rest des Stadions ist so genial heruntergekommen, dass da sicher seit Jahren niemand mehr sitzt. Somit keine Chance auf einen anderen Bereich auszuweichen. Die Szene natürlich schön nah am Eingang, damit einem auch ja kein Hopper, Jude, oder was man hier eben sonst noch so hasst durch die Lappen geht.
Wir schafften es irgendwie uns knapp hinter ihnen durchzumogeln und auf die linke Seite zu gelangen, was schon mal deutlich die Anspannung löste. Die anderen 3 Jungs verblieben aber rechts hinter der Kurve und machten zur Halbzeit den Abgang, was ich in ihrer Situation komplett nachvollziehen kann. Ich glaube ich habe mich selten so unwohl gefühlt und hatte kaum eine Chance den genialen Ground oder die gute Pyroshow zu Beginn zu genießen.
Auf dem Feld war das maximal Oberliganiveau und auch sonst dauerte jede Minute hier 4x solange wie sonst. Mit dem Abpfiff ging es somit direkt raus und weg von diesem Ort.
Wer schwache Nerven hat, oder nicht weiß, wie man sich in so einer Situation verhält, der trinkt besser noch 3 Kamenitza im Happy Grill und spart sich die Fahrt hierher.