Empoli FC - Delfino Pescara 1936 3:1 (2:0)
Serie B (2. Liga Italien)
24.10.17
Stadio Carlo Castellani (19.847)
Zuschauer: 4.375 (100 Gäste)
Eintritt: 25€
Was ist eigentlich das Schönste nach Fußball und Sex? Genau, Pöbeln im Straßenverkehr!
Und da waren wir wieder in unserem FehlerInAllenTeilen auf der Autostrada Richtung Süden. Hinter uns in der Baustelle bei Tempo 85 und Tempolimit 60, Luigi der Gemüse-LKW-Fahrer liebkoste unseren
Kofferraum schon und machte mit freundlichen Ton-und Lichtsignalen auf sich aufmerksam. Schade, dass wir nur ein Panorama- und kein Schiebdach haben, denn das hätte sich jetzt mal gelohnt. Luigi
und wir tauschten jedenfalls etliche Vaffanculos, Wanker-Gesten, Mittelfinger und ach was weiß ich denn ich noch alles aus. Hier fühlt sich der Pöbelmob aus Kartoffelland noch wohl, hier kann er
sich schnell integrieren.
Nachdem Brescia und Luigi hinter uns lagen, wusste die Landschaft neben der Mautstrecke absolut zu gefallen. Durch den Parco Alpi Apuane, vorbei an den Marmorbrüchen von Carrara ab in Richtung
des chinesischen Generalkonsulats von Italien: Pisa.
Die Jusos schreien bereits auf, denn das Ding steht doch in Miland und Firenze, was ja auch völlig richtig ist, ihr Experten 😉
Aber um diese Masse hier abzufertigen, sollte hier mal schleunigst so ein Bunker errichtet werden, denn da bleibt euch das Panini im Hals stecken 😁
Nach Rom nun also das zweite Highlight Italiens für mich, was wohl auf jedem Brettspiel, was irgendwie den Beinamen "Europa" trägt, abgedruckt ist.
Das Frühstück in Brescia war leider ein Reinfall , daher knurrte der Magen nach Pizza & Pasta. Um das vermeintliche Highlight dieser Stadt herum sind vernünftige Restaurants aber so rar, wie
Nationalspieler der Turks- und Caicosinseln in der Bundesliga.
Sie haben die Wahl: Schmierdöner, "Delicious Meal Italian Food" mit drei Indern, die sich in der Nase bohren, oder Schmierdöner.
Tja liebe Freunde von Durchfall und anderen Darmkrankheiten, da wurde dem Chinamob aber mal ganz anders, von den zwei deutschen Pauschaltouristen mal ganz zu schweigen.
Da hilft nur die App aller Apps: Tripadvisor. Und siehe da: Man muss im idyllischen Pisa bloß 1,5 km weg vom einsturzgefährdeten Gebäude um ne akzeptable Pizza zu essen. Mehr war das aber auch
nicht. Zu Beginn wurden wir eiskalt komplett vergessen, nachdem unser Kassenzettel wohl verloren gegangen war. Kann ja mal passieren....
Der Hass auf diese Stadt war schon jetzt deutlich größer als auf Luigi und ich fragte mich auf welchem Wochenmarkt er wohl gerade seine Zucchinis verkauft.
Die Altstadt ist hier übrigens echt ganz nett und nicht ganz so überrant wie der Domplatz, welcher aber eben Welterbe ist und damit das meistgesammelste meines Lebens nach Grounds und
Pokemon.
Ich danke Gott, Buddha und Allah, dass mir hier nicht von irgendeinem Selfiestick ein Auge ausgestochen wurde. Den Punkt konnte ich dennoch unter größter Anstrengung einsacken und das Teil ist ja
auch echt gar nicht so hässlich. Trotzdem macht mir sowas doch weniger Spaß, als andere Welterben, wo man sich noch frei bewegen kann.
Pisa war also abgehakt und der Abend hielt wieder ein Spiel für uns bereit. Nur knapp 50 Minuten Richtung dunklem Osten liegt der beschauliche Ort Empoli mit gerade einmal 50.000 Einwohnern einer
der kleinsten Vertreter, die die Serie A je hatte. Was für eine Weltmetropole Empoli im Vergleich zu Hoffenheim ist, sollte dann aber auch jedem klar sein.
Der Verein war in den 2000ern sowas wie der VfL Bochum Italiens, Aufstieg, Abstieg und so weiter. Auch Empoli schnupperte, wie der VfL gaaanz kurz europäische Spitzenfussballluft, durfte nach
Runde 1 gegen den FC Zürich aber wieder die Segel streichen.
Da es hier kein Welterbe und auch sonst wenig touristische Highlights gibt, fuhren wir direkt zum Ort der Begierde, dem Stadio Carlo Castellani. Der Ground hat in etwa die Kapazität des schönsten
Stadions der Welt und bietet neben zwei fetten Tribünen auf den Längsseiten Italiens Lieblingsmaterial nach Pastateig: Stahlrohr. Wo und wann es Tickets gibt, davon wusste hier natürlich keiner
was. Also sucht man doch besser alleine und siehe da: In einer kleinen Bude hinter der Stadionmauer versteckten sich drei ältere Herren. Hier war alles zugepflastert mit Postern, Autogrammen und
Fotos, da kann auch mein Kinderzimmer nicht mithalten.
Während der nette Senior unsere Daten in Windows 95 tippte, gab's also gut was zu gucken.
Welche Tribüne es werden sollte, hatte ich frech dem Bericht von Pippo entnommen, welcher hier vor kurzem hinwatschelte und genau wie wir 25€ für den Unterrang der Haupttribüne zahlte.
Vorher wurde noch ein großes Moretti verhaftet und dem Treiben vor dem Stadion zugeschaut, ehe es dann auch für uns ins rein ging.
Hier musste ich erstmal Borghetti probieren, einen Kaffeelikör mit 20% Spaß, welchen ich bisher nur in einigen Berichten gesehen hatte. Fazit: Einmal reicht, lieber Bier 😁
Sonst gab's hier nur den üblichen Süßkrammist und nichts was als Abendessen hätte tituliert werden können.
Während sich die Gegengerade mit den Heimfans füllte, wo auch die Ultras um die Desperados stehen, blieb es auf unserer Tribüne bei einer handvoll Zuschauern. Auch der Gästeblock, welcher
gastfreundlich auf einer Stahlrohrtribüne beherbergt ist, blieb erstmal fast ganz leer.
Eine Flagge aus der Taubenzuchtanstalt konnte hier nicht gesichtet werden, einige Dreiradstädter haben jede Heilungsmethode abgeschrieben und versuchen sich nun bei einer Delphintherapie als
Freunde von Pescara. Auch mit den Weekend-Brothers sollen sich die Meerestierchen gut vertragen, während Ancona und Ascoli bei der Showfütterung um 11:30 auf der Speisekarte stehen.
Internationale Friends hat Empoli keine, aber nach Parma & Perugia gibt es Kontakte. Wer hier der Feind ist, sieht man an den vielen "Viola Merda!" Grafftis, die Fiorentina.
Kurz vor Anpfiff erspähten wir bereits einige große Schwenker vor dem Gästeblock, welcher immer noch fast ganz leer war.
Das Chaos-Intro ging hier aber mal voll in die Hose und die gut 100 Gäste waren hinter all dem Tifo kaum zu erkennen. Die Heimseite supportete durchgehend und mit akzeptabler Lautstärke,
allerdings auch kein Riesenkracher. Für die Größe der Stadt und den namhaften Nachbarn ist das aber schon ok und wir waren einigermaßen zufrieden.
Sportlich gewinnt Empoli, obwohl man mehrere 100%tige liegen ließ und nach dem 2:1 nochmal ins schwimmen geriet. Damit bleibt man Tabellenführer in dieser verrückten Liga und darf von Milan und
Jube träumen.
Bereits während des Spiels machte mich Fin per Messenger darauf aufmerksam, dass mit Dominik ein weiterer Hopper im Stadion weilt, der auch Kontakte zur Kurve hat. Nach dem Spiel wurde also noch
ein Bier zusammen getrunken und etwas über Hopping und Fussball in Italien gequatscht. Auf jeden Fall ein netter Kerl und ein gelungener Abschluss des Tages.
Ciao Empoli!