De Graafschap - SC Cambuur-Leeuwarden 2:0 (1:0)
Jupiler League (2. Liga Niederlande)
25.08.17
De Vijverberg (12.600)
Zuschauer: 8.014 (100 Gäste)
Eintritt: 19€
Nachdem mit dem Rat Verlegh Stadion der vorletzte von 18 Grounds in der ersten niederländischen Liga gekreuzt wurde, kann man ja schon mal langsam in der zweiten etwas aktiver werden
Am Freitagabend spielt sich ja meist der gesamte Spieltag dieser Spielklasse ab und daher konnte ich beinahe aus dem Vollen schöpfen. Sicherlich die interessanteste Partie ist es dann geworden
und mit Marcel wurde sogar Hollandhasser Nr. 1 motiviert. Der Gute ist aber auch aktuell auf Entzug, wie ein 37-jähriger Alkoholiker, der mit 15 aufgehört hat zu saufen. Zu bässten Klängen aus
dem Radio und der eigenen Musikauswahl wurden die Autoboxen auf der Hinfahrt mit landestypischer Mukke (Techno) massiert.
Die Gemeinde Doetinchem hat gerade mal 56.000 Einwohner, der Klub De Graafschap ist aber einer der TOP 25 Vereine des Landes und eine klassische Fahrstuhlmanschaft. Die selbsternannten
"Superboeren", eine Anspielung auf die "Boeren, Boeren!" (Bauern, Bauern!) -Rufe der großen Vereine wie Ajax und Feyenoord sind mit Anhängern des MSV Duisburg befreundet. Nach 2 Stunden über
Autobahn und ein ordentliches Stück Landstraße waren wir in Stadionnähe, durften in der nahen Siedlung aber nicht parken. Nach nettem Gespräch mit einem örtlichen Unternehmer durften wir die
Karre auf seinem Firmengrundstück abstellen und liefen die restlichen 10 Minuten zu Fuß. Das "De Vijverberg" liegt nämlich mitten im Wald und ist daher mit dem Auto schwer direkt zu erreichen,
plant also ein wenig Zeit ein und zieht nicht die neuesten Sneakers an
Wir besorgten uns Tickets für 19€ auf der Gegengerade, dazu komme ich gleich nochmal...
Nachdem wir unseren Eingang entdeckt hatten und das kulinarische Angebot links liegen ließen, bemerkten wir einen großen Haufen Ultras vor unserer Tribüne, hier machten sich bereits erste Zweifel
über die Tribünenwahl breit. Im Stadioninneren ( was übrigens deutlich mehr überzeugt als das Äußere) dann aber zunächst aufatmen, denn die Hintertorseite hatte Stehplätze und einige Graffitis.
Kurz vor Spielbeginn begannen dann aber die Ultras von eben unfassbar viel Material auf den Rasen zu schaffen. Viele, viele Meter Folie, gestützt von Bambusstangen fanden den Weg ins Stadion. Die
Vorfreude stieg auf eine große Choreo, doch spätestens nachdem sich die Gruppe in 3 Kleingruppen aufteilte war uns klar was hier passierte. Bis auf die Haupttribüne sollten alle Bereiche im
Stadion von der Folienwand abgedeckt werden, unserer eingeschlossen. Wir versuchten wie von der Wespe gestochen auf die andere Seite zu wechseln, sämtliche Ordner blockten jedoch ab, so dass nur
der Biss in den ganz bitteren Apfel blieb. Die Mannschaften kommen rein, Techno ertönt aus den Boxen und die Menge tobt und du kommst dir vor, als würdest du im Kino vor verschlossenem Vorgang
sitzen. Die Enttäuschung verflog aber zur Pause, denn auch sonst war die Stimmung für dieses Land erstaunlich gut. Kam auch etwas wie eine Promoaktion rüber, erst diese Wahnsinnschoreo, dann
zahlreiche Spruchbänder gegen Stadionverbote und 2 Fotografen im Block, die das Treiben festhielten. Trotzdem müsst ihr ja nicht den gleichen Fehler machen, auch wenn hier so ne Choreo wohl in
den nächsten 10 Jahren nicht wieder rausgehauen wird. Nehmt in Vak 1-10 Platz, am besten mittig , dann habt ihr nen guten Blick auf Heim- und Gästeanhang. Aus Nordfriesland etwa 100 Gäste
angereist, für einen Freitagabend ok, akustisch waren sie aber kaum zu vernehmen. Die Blockaufteilung ist hier übrigens wie in Rostock, die (eigentliche) Heimkurve ist direkt nebenan, was auch
während des Spiels für einen angemessenen Pöbelfaktor sorgte. Sportlich war der Heimsieg selten wirklich gefährdet, ein Kracher war es aber auch nicht. Trotzdem kann man diese Fans und den Verein
auch direkt mit Excelsior oder Zwolle aus der ersten Liga tauschen. Für mich gehören die Superboeren da eher rein, aber da soll sich jeder seine Meinung bilden